Hurricane 1

15:08 Veedeldame 0 Comments

Zwar bin ich selbst heil angekommen, jedoch hat das Hurricane Festival seine Spuren hinterlassen.
(Fast) nur gute natürlich. Und über diese möchte ich heute zunächst schriftlich berichten, das fotografische Beweismaterial wird nachgeliefert, sobald der Drogeriemarkt meine Einwegkamera in Hochglanzprints verwandelt hat.

Wir kommen am Donnerstag an, das Wetter ist mäßig. Der Rücken schmerzt vom Tragen der Bierpaletten, aber immerhin haben wir einen Zeltplatz. Alles ist aufgebaut und wir genießen das erste warme Bierchen in unserem Zeltkreis. Der Abend wird mit Alkohol begossen und wir statten der grandiosen LIDL-Filiale einen Besuch ab (ja, ihr habt richtig gehört, LIDL expandiert jetzt auch auf Festivals...).



Freitag Morgen folgt auf das Marmeladenbrot der große Schock: Die Beuteltasche ist weg und mit ihr Autoschlüssel und allerlei Unabkömmliches für das Wochenende. Wir kriegen Panik, das Festival ist gelaufen, da man ohne Auto in der Weltstadt Scheeßel relativ schlecht dran ist.
"Sag mal, fährt einer von euch einen Opel?" hören wir eine verschlafene Stimme aus dem Nachbarzelt und uns fällt der K2 vom Herzen. Außer dem studentischen Mini-Budget und dem alten sogenannten Kackhandy, hat der Dieb jedoch alles fein säuberlich im nächsten Zelt wieder abgelegt. Ein moralischer Raub, sozusagen.

Jetzt kann endlich ordentlich gefeiert werden. The Naked And Famous begeistern, ein gelungener Start. Weiter geht es mit den Sounds, die ich hier ja schon hochgelobt hatte, deren Bühnenpräsenz mich jedoch leider nur an Jeanette Biedermann erinnert und deshalb nicht ganz so überzeugen kann.
Churches holen alles wieder raus und liefern eine unglaubliche Show. Das Publikum im White Tent fällt in tranceartige Jesustänze, benebelt von der makellosen Stimme der süßen Lauren Mayberry.
Die Kooks enttäuschen nie; auch diesmal begeistern die Ur-Hipster mit der altbewährten Mischung aus Jugendhymnen und neueren Werken. Es folgt eins der absoluten Highlights des Festivals, die zwölfköpfige Genie-Kombo von Arcade Fire. Jedes erdenkliche Instrument steht auf der Bühne und wird wild herumgereicht wie Ladies im Swinger-Club, da alle Bandmitglieder sowieso alles spielen können. Dazu gibt es noch eine atemberaubende Licht- und Bühnenshow inklusive Spiegel-Cyborgs im Publikum und wir sind glücklich und benebelt bis ans Lebensende. Naja, fast.
Wir wagen noch einen kurzen Abstecher zu Crookers, der im weißen Zelt nochmal ordentlich auf die Kacke haut, bevor wir endgültig ins "Bett" fallen.

Es ist Samstag Morgen und wir wagen uns in die Duschen, die eher wie ein Schützenfestzelt als eine sanitäre Anlage aussehen. Frisch und munter, zumindest bis uns die nächste Staubwolke erwischt, präparieren wir unsere Tetrapaks und marschieren gen Festivalgelände.
Current Swell genießen wir im Sitzen mit der Sonne im Nacken und schlendern danach rüber zur Blue Stage, wo Fünf Sterne Deluxe gerade ein wenig deutschen Hip Hop zum Besten geben.
Eigentlich warten wir aber nur auf die Jungs von Bastille, die wenig später die Bühne einnehmen. Wunderbare Songs gesungen mit Dans fehlerloser Stimme, die richtig abgehen. Zugegeben sind aber überwiegend Mädels im Publikum.
Nun reißen Kraftklub die Bühne komplett ab und lassen das Publikum im Staub fast ersticken. Ganz nach dem Motto, wer nicht pogt, geht, unter feiern sie sich selbst und stellen ein paar neue Songs aus dem Album "In Schwarz" vor.
Nach ein bisschen Lykke Li und Volbeat zum Ausklang zwinge ich mich wieder auf meine selbstaufblasende Luftmatratze. Von Luft im Innern kann nicht die Rede sein, aber man nimmt, was man kriegen kann...

Der dritte Festivaltag beginnt zur Abwechslung mit einem Marmeladenbrot und einer sehr kurzen Performance von London Grammar, die zwar super sind, aber nach zwanzig Minuten schon wieder von der Bildfläche verschwinden.
Jennifer Weist, meine Lieblingsfrau von Jennifer Rostock zeigt wieder mal ihre Brüste, gönnt sich einen Schnaps nach dem anderen, ist dabei aber unglaublich cool. Musikalisch ist das alles natürlich auch nicht von schlechten Eltern, was das Publikum und mich begeistert.
Wir hören ganz entspannt dem Kontrastprogramm der White Lies zu und beobachten Dan Auerbach von den Black Keys, wie er bei jedem Song eine neue Gitarre hervorzaubert. Mit Seeed geht der Wirbelsturm allmählich zu Ende, jetzt nur noch vier Stunden leere Autobahnen und wir sind zuhause.

Das Fazit: Auf das Hurricane ist Verlass. Die Stimmung feucht-fröhlich, der Campingplatz umso dreckiger. Trotzdem möchte ich am Liebsten gleich wieder eine Runde Staub schlucken und im Regen tanzen, denn das gehört einfach dazu.

PS: Wen das alles noch nicht überzeugen konnte, der schaut sich einfach die Konzerte in voller Länge hier an.

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